wbg erhält DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft 2018

Unter dem Motto „Gegen die Klimaplanwirtschaft: intelligente Lösungen statt noch mehr Regulierung“ lobte die DW Die Wohnungswirtschaft zum 15. Mal den DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft aus. Die Gewinner wurden auf dem Aareon Kongress 2018 am 7. Juni 2018 ausgezeichnet.

Die Ausloberin hat in diesem Jahr kreative, praktikable, effiziente und gleichzeitig bezahlbare Lösungen zur Umsetzung der Energiewende in den Fokus gestellt, die bewusst Alternativen zum politischen Mainstream schaffen. In der Auslobung wurde daher darauf Bezug genommen, dass die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft immer mehr feststellt, dass die einseitige Konzentration auf die Gebäudeeffizienz im Wärmebereich und die gleichzeitig zentralistische Organisation im Strombereich in der Praxis das Gelingen der Energiewende in Frage stellen. Komplexes, lösungsorientiertes Denken und Handeln sind gerade deshalb umso mehr gefragt, um der vermeintlichen Notwendigkeit von immer mehr Ordnungsrecht und Zwangsverpflichtungen zu widersprechen.

Die Jury hat die wbg Nürnberg für ihr energetisches Quartierskonzept unter Berücksichtigung des ganzheitlichen Ansatzes von modifizierten energetischen Standards, regenerativer Energieerzeugung, intelligenter Verbrauchssteuerung und digitalisierter Datenauswertung prämiert.

Seit den neunziger Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit Maßnahmen zur Energieeinsparung im Gebäudebestand. In Auswertung der gewonnenen Erkenntnisse musste eingeschätzt werden, dass flächendeckende, gebäudebezogene Modernisierungen mit immer höheren energetischen Standards sozial und betriebswirtschaftlich nicht mehr befriedigend umsetzbar sind.

„Durch die Modernisierungsumlagen hat in den Quartieren eine Mietpreisentwicklung eingesetzt, die Menschen mit geringer Rente bzw. mit niedrigeren Einkommen an die finanzielle Belastungsgrenze geführt hat. Oberstes Ziel der wbg war daher, Segregation zu vermeiden“, erklärt Ralf Schekira, technischer Geschäftsführer der wbg Nürnberg.

Für die wbg war das der Anlass, 2013 zusammen mit der Energieagentur Nordbayern eine Endenergie- und CO2-Bilanz für die wbg-Unternehmensgruppe zu erstellen, um den energetischen Status Quo festzustellen und Leitplanken für die Zukunft, entsprechend der klimapolitischen Ziele, aufzustellen.

„Ein Ergebnis der Analyse war, dass - über unseren Gesamtbestand betrachtet - die CO2-Emissionen von 1990 bis 2012 um rund 68 % reduziert wurden. Das hat uns ergänzend zu den sonstigen Erkenntnissen zu der Überlegung gebracht, dass wir nicht mehr flächenhaft gebäudebezogen nach den Standards der Energieeinsparverordnung modernisieren, sondern künftig einen sozial verträglichen, betriebswirtschaftlich und technisch praktikablen Quartiersansatz zur Energieeinsparung verfolgen wollen“, erklärt Schekira.

Entwickelt wurde ein Fünf-Stufen-Modell mit abgestuften energetischen Standards. Stufe 1 ist die Basis-Modernisierung. Diese umfasst neben den gesetzlichen Vorgaben, wie z. B. der Dämmung der obersten Geschossdecke, insbesondere erweiterte Instandhaltungs-maßnahmen und eine Optimierung der Anlagentechnik. Für die vergleichsweise geringen Investitionen fällt damit auch nur eine Modernisierungsumlage von ca. 50 Cent pro m2 an. Im selben Quartier werden aber auch energetische Vollmodernisierungen oder Umbauten (Stufe 2 und 3) umgesetzt, die die Mieter mit ca. 1,50 bis 1,80 Euro pro m2 belasten oder nach dem Mietenspiegel neu vermietet werden. Möglichkeiten der DG-Aufstockung werden mit Stufe 4 und mit einem erhöhten KfW-70-Standard genutzt. Abgerundet wird das Quartierskonzept in der Stufe 5 mit ergänzenden Neubauten, im KfW-55- oder -70-Standard.

Beispielhaft umgesetzt wurde der Wettbewerbsbeitrag in der von Architekt Hans Bernhard Reichow als Parkwohnanlage geplanten und in den 60er Jahren gebauten wbg-Kernwohnanlage Sündersbühl.

„Wir verschließen uns aber auch neuen Technologien nicht“, sagt Schekira, „deshalb sind in unseren Quartieren auch hochenergetische Gebäude vorhanden. Dabei geht es um interdisziplinäre Ansätze von der regenerativen Energieerzeugung über die intelligente Energiesteuerung bis zur digitalisierten Verbrauchsdatenerfassung und -abrechnung.“

So umfasst zum Beispiel das Neubauprojekt Neues Wohnen Sündersbühl (NWS) im Bereich Rothenburger/Bertha-von-Suttner-Straße vier Gebäude, die nicht nur aus architektonischer Sicht zukunftsorientierte Nutzerfreundlichkeit bieten, sondern auch unterschiedliche energetische und gebäudetechnische Konzepte beinhalten.

Wegweisend für das Projekt NWS ist die intelligente Steuerung, die einerseits den Energiebezug über Fernwärme oder Wärmepumpe bedarfsabhängig steuert und andererseits eigenverbrauchsoptimiert den PV-Strom als Mieterstrom, als Allgemeinstrom, für die Wärmepumpe oder die Netzeinspeisung steuert.

Darüber hinaus werden gemeinsam mit der N-ERGIE im Projekt NWS der Einsatz intelligenter Stromzähler mit funkferngesteuerter Verbrauchsdatenerfassung auf Wohnungsebene und ein Messstellenkonzept für die digitale Verbrauchsdatenerfassung auf Gebäudeebene und die energetische Quartiersauswertung entwickelt.

Abgerundet wird das Quartierskonzept, in Anlehnung an die bereits bestehende Kooperation am Nordostbahnhof, durch das Mobilitätsprojekt „bewegt wohnen“, eine Kooperation zwischen der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) als ÖPNV-Anbieter, der Greenwheels GmbH als Carsharing-Anbieter und der nextbike GmbH als Anbieter einer Fahrradstation. Darüber hinaus werden 10 % der TG-Stellplätze für E-Mobilität vorbereitet.

„Der Wettbewerbsbeitrag der wbg Nürnberg ist beispielgebend und kann eine erhebliche Strahlkraft in die Branche entwickeln“, würdigte die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher, Universität Ulm, Institut für Datenbanken und Künstliche Intelligenz sowie Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) den Wettbewerbsbeitrag der wbg. „Es wird erneut deutlich, dass die Quartiersebene viel besser als Einzelgebäude geeignet ist, um die Klimabilanz zu verbessern. Das Projekt zeigt, dass die Kostenseite dabei bewältigt werden kann, und zwar so, dass auch die soziale Seite und die Ansprüche der Mieter adressiert werden können. Insgesamt gelte es, die Energiewende ins Quartier zu bringen. Das Beispiel zeige, dass die Branche das kann. Die Politik sollte jetzt mehr Freiraum geben, damit die vorhandenen Potentiale erschlossen werden können“.

Frank Thyroff, kaufmännischer Geschäftsführer, der wbg hebt hervor: „Wichtig ist, dass mit diesem Quartiersansatz den Mietern in der Breite ein bezahlbares und nutzerfreundliches Wohnungsangebot gemacht werden kann. Für das Unternehmen müssen sich die energetischen und baulichen Maßnahmen langfristig auch ohne Zuschüsse rechnen, und die wirtschaftliche Solidität des Unternehmens muss erhalten werden.“

„Wir freuen uns sehr, dass wir diesen bedeutenden Preis der deutschen Immobilienwirt-schaft für dieses Konzept erhalten haben. Wir werden diesen Weg zunächst in zwei weiteren Quartieren weitergehen und unserer Philosophie treu bleiben, die Klimaziele und Energieeffizienz sowie den technischen Fortschritt im Auge zu behalten und gleichzeitig weiterhin bezahlbare Mieten und sozial durchmischte Quartiere zu erhalten,“ resümieren die beiden wbg-Chefs Schekira und Thyroff abschließend.

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