Zum Jahreswechsel 2003/2004 wurde das bundesweit beachtete Seniorenwohnprojekt
„Olga – Oldies leben gemeinsam aktiv“ bezogen. Realisiert wurde der Umbau eines Bestandsobjektes im Sinne einer neuen, zukunftsfähigen Wohnsituation für eine besondere Wohnform von der wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen.
Das Konzept eines gemeinschaftlichen Wohnens auf Mietbasis wurde damals vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als beispielgebend und richtungweisend eingestuft und mit einem Baukostenzuschuss in Höhe von 175 000 € gefördert. Dadurch war eine angemessene Mietpreisgestaltung auch für „normale“ Einkommensbezieher möglich, denn der Zuschuss wurde bei der Mietberechnung berücksichtigt.
Für die Jahre 2003 bis 2005 wurde durch die wbg Nürnberg eine wissenschaftliche Begleitforschung beim Institut für Sozialforschung und Sozialplanung Stuttgart/Nürnberg GbR beauftragt. Diese wurde von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern mit 12 000 € bezuschusst. Für die Jahre 2006 bis 2009 hat das Unternehmen diese Forschung auf eigene Kosten weiterführen lassen.
Das Institut für Sozialforschung und Sozialplanung Stuttgart/Nürnberg GbR kam im Abschlussbericht zu folgenden Erkenntnissen:
Die Olgafrauen sind nach wie vor sehr zufrieden mit ihrer neuen Lebensform, sie fühlen sich wohl in ihrem angemieteten Haus, in den eigenen Wohnungen und schätzen die ruhige Lage am Rande der Siedlung Nordostbahnhof. Das Zusammenleben ist in den letzten Jahren Alltag geworden, die Olgas pflegen ihren individuellen Lebensstil in ihren Wohnungen und sind durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Aktivitäten in verschiedenen Teilgruppen am gemeinsamen Wohnprojekt beteiligt.
Das Wohnprojekt Olga strahlt nach wie vor modellartig weit über Nürnberg hinaus. Noch immer kommen Besuchergruppen, Vertreterinnen und Vertreter der Medien und potentielle Projektgründerinnen und -gründer, um Olga kennen zu lernen oder sich von den Frauen beraten zu lassen. Nicht nur im deutschen Fernsehen, sondern europaweit und über Europa hinaus wurde seitdem über Olga berichtet, sogar im koreanischen Fernsehen. In verschiedenen Büchern werden das Wohnprojekt Olga und die wbg für ihr Modell des gemeinschaftlichen Wohnens auf Mietbasis als nachahmenswert beschrieben.
„Wir freuen uns sehr, dass unser Wohnprojekt Olga schon über 5 Jahre besteht und die Damen, die hier wohnen, nach wie vor glücklich und zufrieden sind. Es ist sicher auch im Interesse des Bundesministeriums, dass für das Projekt immer noch reges Interesse in unterschiedlichen Bereichen besteht“, zeigt sich wbg-Geschäftsführer Peter H. Richter anlässlich der 5-Jahresfeier zufrieden.
Die wissenschaftliche Begleitforschung kommt allerdings auch zu dem Ergebnis, dass sich viele politische Rahmenbedingungen stärker den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen müssten. Da die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner mit geringen Alterseinkünften in der Zukunft weiter ansteigen wird, gewinnen unterschiedliche Formen gemeinschaftlichen Wohnens auch für diese Zielgruppe an Bedeutung. Die Olgas haben bereits vorgesorgt und sich für Wohnungsgrößen entschieden, die zum Teil auch für Bewohnerinnen mit kleinen Altersbezügen bezahlbar sind. Damit ist die Auswahl geeigneter Mitbewohnerinnen nicht allein von deren Einkommen abhängig.
Damit auch wirtschaftlich schwächere Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit haben, in Wohnprojekten ihren Platz zu finden, sind neue, zukunftsfähige politische Steuerungsmechanismen notwendig. Relevant für die Tragfähigkeit solcher Projekte sind vor allem auch Konstrukte, in denen der soziale Wohnungsbau mit einbezogen wird.
„Diese Feststellung ist für uns von besonderer Bedeutung, denn wir waren von Anfang davon überzeugt, dass die vorhandenen Fördermöglichkeiten nicht ausreichend sind, um Projekte wie Olga als innovatives Massenprodukt fortzuführen. Hier bei Olga entscheiden die weichen zwischenmenschlichen Faktoren, wie man zusammenlebt, und nicht das Einkommen und die durch Richtlinien vorgegebene Wohnungsgröße,“ stellt Richter weiter fest.
Das Wohnprojekt Olga ist sowohl Gewinn für die wbg Nürnberg als auch ein Glücksfall für die Wohnanlage Nordostbahnhof. Das eine oder andere Mitglied von Olga bringt sich persönlich in die Veränderungsprozesse der Wohnanlage ein und arbeitet in den Netzwerken der „Sozialen Stadt“ mit.