Der von der WBG KOMMUNAL GmbH ausgelobte „Interdisziplinäre Realisierungs-wettbewerb“ zum Thema „Neubau der integrierten Ganztagsgrundschule mit Hort im Stadtteil St. Leonhard“ wurde nach zweitägiger Sitzung der Jury abgeschlossen.
Am 30. Mai 2012 wurde das Verfahren als nicht offener, interdisziplinärer Realisierungswettbewerb (§3 Abs.2 RPW) mit 10 eingeladenen und 26 über ein vorgeschaltetes Bewerbungsverfahren ausgewählten Teilnehmergemeinschaften aus ArchitektInnen, IngenieurInnen der technischen Gebäudeausrüstung und Landschaftsarchi-tektInnen ausgelobt. Von den insgesamt 36 ausgewählten Teilnehmern hatten 33 Büros Arbeiten eingereicht.
Das Preisgericht hat in seiner Sitzung vom 8. und 9. November 2012 unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Zvonko Turkali folgende einstimmige Entscheidung im Wettbewerbsverfahren getroffen:
1. Preis
Hausmann Architekten GmbH, Köln
ING: Carpus + Partner AG, Aachen
LA: Latz + Partner LandschaftsArchitekten Stadtplaner, Kranzberg
2. Preis
stm° architekten Stößlein + Mertenbacher, Nürnberg
ING: Willy Stahl Ing. Büro für Haustechnik GmbH, Oberasbach
LA: Tautorat Landschaftsarchitekt + Stadtplaner
3. Preis
Architekturbüro1 ZT GmbH, Linz
ING: Ing. Roland Feischl, Taufkirchen/Trattnach
LA: Barbara Bacher Landschaftsarchitektur, Lin
4. Preis
Numrich Albrecht Klumpp Ges.v.Arch.mbH, Berlin
ING: Ing.ges. w33 mbH, Berlin
LA: ST raum a. Ges. v. Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
5. Preis
ARGE dürschinger architekten / eyland 07, Nürnberg / Fürth
ING: Thomas Maier, Höchstadt / Aisch
LA: bauchplan.( landschaftsarchitektur + urbanismus, München
Anerkennung mit besonderer Würdigung
ZILA, Leipzig
ING: MLT GmbH, Leipzig
LA: POLA Landschaftsarchitekten, Leipzig
Anerkennung
fpa frank und probst, München
ING: allwärme GmbH, München
LA: terra.nova landschaftsarchitektur, München
Anerkennung
Kummer.Lubk.Partner.Architekten, Erfurt
ING: IPROPLAN Planungsges.mbH, Chemnitz
LA: hutterreimann Landschaftsarchitekten, Berlin
Anerkennung
Alten Architekten, Berlin
ING: kmp Ing.ges. mbH, Berlin
LA: Lützow 7 C.Müller J.Wehberg Landschaftsarchitekten, Berlin
Die Jury begründet den 1. Preis wie folgt:
Städtebau
Der dreigeschossige, kompakte Baukörper fügt sich gut in die Umgebung ein. Dabei nimmt er sowohl die stadträumlichen Bezüge gelungen auf, wie auch prägt er diese durch eine eindeutige Haltung zur Rothenburger Straße. Leider führt dies zu einem Gegenüber von Allwetterplatz und Wohnbebauung im östlichen Bereich. Jedoch besitzt der Eingangsbereich im Westen eine gute Dimension, ist großzügig gestaltet und wirkt adressbildend.Begrüßt wird ebenfalls die Öffnung des Eingangsbereichs in der Diagonalen zum Park, eine Öffnung die trotzdem durch natürliche Barrieren gut zoniert wird.
Funktion
Eine wohlüberlegte Anordnung der Funktionsbereiche führt in Kombination mit den getrennten Erschließungen der verschiedenen Nutzungseinheiten dazu, dass kommunikative Gemeinschaften möglich gemacht werden. Dabei sind wichtige gemeinsame Funktionen und Nebennutzungen geschickt an den Schnittstellen zentral an-geordnet. Die Anzahl der Sanitärräume ist zu überprüfen. Der Allwetterplatz in Anbindung an die Schulfunktion erscheint trotz der Problematik mit Schallemissionen zur gegenüberliegenden Wohnbebauung funktional richtig positioniert. Eine bessere Anbindung an den Innenraum der Schule im 1. Obergeschoss wäre allerdings wünschenswert. Die äußere Belichtung erscheint gut, der Lichteinfall im Innenbereich der Lichthöfe und gemein-schaftlichen Ebenen bleibt zu überprüfen.
Pausenhalle und Pausenhof erscheinen gut dimensioniert und positioniert, lediglich das System zur Sicherstellung der Barrierefreiheit muss überarbeitet werden. Die Arbeit bietet kurze Wege im Küchen- und Speisebereich, auch die Anlieferung des Bereichs funktioniert gut. Wünschenswert wäre, diese Qualität auch bei der Anbindung der Sporthallenflächen an die Erdgeschossebene umzusetzen. Hier ist auch die Unterbauung durch Geräteräume zu überprüfen und ggf. zu verbessern.
Gestaltung
Die sehr strenge, nüchterne Fassade ist zwar klar und nachvollziehbar gestaltet, aber die Gestalt sollte im Hinblick auf ihre Wirkung überprüft werden. Die Freiraumgestaltung wirkt angemessen.
Konstruktion
Die vorgeschlagene Stahlbetonmischbauweise lässt ein eindeutiges, klares Tragwerk erwarten. Das hinterlüftete Fassadensystem ist konventionell dargestellt.
Wirtschaftlichkeit
Dies führt zu einer normal baubaren Konstruktion, die durch ihre Kompaktheit per se wirtschaftlich wirkt. Die Glasüberdachungen sind dabei allerdings eine Ausnahme, ebenso der teilabgesenkte Bereich im Pausenhof. Auch die vielen kleinen Verkehrsflächen lassen sich noch optimieren. Insgesamt handelt es sich um eine klare und kompakte Struktur, die eine gute Orientierung und hohe Attraktivität der Flächen bietet.
Landschaftsarchitektur
Die stadträumliche Zuordnung von Vorplatz, Anlieferung und Pausenhof ist zusammen mit der Nutzbarkeit des Allwetterplatzes als erweiterter Pausenhof gut gelöst. Die klare Abgrenzung zum Park wird gewürdigt.
Die Anordnung der PKW-Stellplätze innerhalb der Wendeschleife muss überarbeitet werden.
Energie
Die Verfasser schlagen ein sehr komplexes Energiekonzept durch Kombination von Fernwärme, elektrischer Wärmepumpe und mehrere Speichertechnologien vor. Die Nutzung von Solarenergie zur Stromerzeugung wird im Erläuterungsbericht erwähnt, eine wünschenswerte bauliche Integration in die Gebäudehülle ist leider nicht dargestellt.
Das vorgeschlagene Nachhaltigkeitskonzept über kontrolliert betätigte Öffnungsflügel ist in Kombination mit Kühlsegeln ökonomisch und technisch fraglich. Die Lochfassade mit Dreifach-Verglasung und außenliegendem Sonnenschutz erfüllt grundsätzlich die energetischen Anforderungen der Auslobung. Der in der Auslobung geforderte Nachweis des Energiestandards wurde von den Verfassern nicht geführt.
Die z. T. oberirdische Turnhalle ermöglicht eine natürliche Be- und Entlüftung sowie gute Tageslichtnutzung.
Die Energieversorgung und das Technikkonzept sind im Fall einer Realisierung umfassend zu überarbeiten.
Betrieb, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit
Die Zuwegung zum Pausenhof ist gegeben, die Treppe in der Bewirtschaftung aufwendiger. Die Fassade ist konstruktiv bzgl. des Betriebs als sehr gut zu bewerten.
Das Technikkonzept ist zu unstrukturiert, zu komplex und unwirtschaftlich im Betrieb und im Falle einer Realisierung grundlegend zu überarbeiten.
„Wir gratulieren den Preisträgern zu ihrem Erfolg und werden nun im weiteren Verfahren zunächst mit dem Gewinner des 1. Preises in intensivere Abstimmungen gehen um die Hinweise der Jury aufzuarbeiten. Dies lohnt sich insbesondere, um den Anforderungen alle Beteiligten gerecht werden zu können“, stellt Ralf Schekira, Geschäftsführer der WBG KOMMUNAL GmbH als Bauherrenvertreter fest.
„Mit dieser Entscheidung haben wir nun eine fundierte Basis auf der wir die weiteren Schritte zur Realisierung der Ganztagsgrundschule in St. Leonhard auf den Weg bringen können“, führten Nürnberg Schulbürgermeister Klemens Gsell und Reiner Prölß, Referent für Jugend, Familie und Soziales, übereinstimmend im Rahmen der Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse aus.
Ausstellung der Arbeiten
Die Wettbewerbsarbeiten können von der interessierten Öffentlichkeit von
Mittwoch, 14.11.12, bis Sonntag, 25.11.12, eingesehen werden.
Die Ausstellung befindet sich im ehemaligen Quelle-Areal,
Fürther Straße 205, direkt gegenüber der U-Bahnhaltestelle Eberhardshof und ist geöffnet
Montag bis Freitag von 15.00 Uhr bis 20.00 Uhr
und an den Wochenenden jeweils von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr.
Das Preisgericht bestand aus folgenden Persönlichkeiten:
PreisrichterInnen mit Qualifikation der Teilnehmer (stimmberechtigt):
Herr Prof. Dipl.-Ing. M. Arch. Zvonko Turkali, Architekt (Vorsitz)
Frankfurt/Hannover
Frau Prof. Dipl.-Ing. M.Sc. Ingrid Burgstaller, Architektin, Stadtplanerin (stellvertretende Vorsitzende)
München/Nürnberg
Herr Dipl.-Ing. Univ. Franz Damm, Stadtplaner, Landschaftsarchitekt
München
Herr Dipl.-Ing. Architekt Siegfried Dengler
Stadt Nürnberg, Stadtplanungsamt
Herr Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch, Beratender Ingenieur
Braunschweig
Herr Dipl.-Ing. Architekt Gerhard Greiner
Darmstadt
Herr Dipl.-Ing. (FH) Architekt Kristian Lutz-Heinze
WBG KOMMUNAL GmbH
Frau Dipl.-Ing. (FH) Petra Waldmann
Stv. Dienststellenleiterin, Hochbauamt der Stadt Nürnberg
Weitere PreisrichterInnen (stimmberechtigt):
Herr Dr. Klemens Gsell
Dritter Bürgermeister der Stadt Nürnberg
Frau Monika Krannich-Pöhler
Stadträtin, Bündnis 90/ die Grünen
Herr Reiner Prölß
Referent für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg
Frau Dr. Anja Prölß-Kammerer
Stadträtin, SPD-Fraktion
Herr Dipl.-Ing. Ralf Schekira
Geschäftsführer der WBG KOMMUNAL GmbH
Herr Konrad Schuh
Stadtrat, CSU-Fraktion
Herr Utz Ulrich
Stadtrat, Ausschussgemeinschaft Die Bunten
St. anw. StellvertreterInnen der PreisrichterInnen:
Herr Dipl.-Ing. (FH) Architekt Harald Behmer
wbg Nürnberg GmbH
Herr Günter Ebert
Stadt Nürnberg, BGM-GB Schule, Koordinator Schule-Jugendhilfe
Frau Esther Segitz-Fäte
Stadt Nürnberg, Jugendamt, Koordinatorin Schule-Jugendhilfe
Herr Dipl.-Kfm. Frank Thyroff
Geschäftsführer der WBG KOMMUNAL GmbH
Herr Dipl.-Ing. Architekt Oliver Voitl
München
Frau Daniela Volland
Stadt Nürnberg, Amt für allgemeinbildende Schulen
Sachverständige und BeraterInnen:
Herr Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch
Institut für Energietechnik der HAW, Amberg
Herr Roland Grüner
Schulrat Bezirk 3 am Staatlichen Schulamt Nürnberg
Herr Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Hölzlein
Alpha FM Unternehmensgruppe
Herr Dipl.-Ing. M.Sc. Ulrich Markgraf
WBG Kommunal GmbH
Frau Dipl.-Ing. Elisabeth Meisel
Stadt Nürnberg, Stadtplanungsamt
Herr Dipl.-Ing. Thomas Niemuth
wbg Nürnberg GmbH
Frau Renate Popp
Stadt Nürnberg, Jugendamt, Stadtteilkoordinatorin
Gäste:
Frau Sabine Bittner
Stadt Nürnberg, Finanzreferat
Frau Dipl.-Ing. (FH) Architektin Sabine Stahl
WBG KOMMUNAL GmbH
Nürnberg, den 12.11.2012