IV. Neuauflage der bundesweiten dena-Projekte
Der Sanierungsbedarf im Wohnungsbestand in den nächsten Jahrzehnten ist nach Ansicht aller Fachleute gewaltig. Es geht um nahezu 20 Millionen Wohnungen bzw. Einfamilienhäuser allein in der Bundesrepublik. Das bedeutet 20 Millionen Mal die Chance, den Ausstoß von Treibhausgasen und anderen Schadstoffen zu reduzieren und einen nachhaltigen wie auch sparsamen Umgang mit den endlichen Ressourcen zu erwirken.
Um die breite Öffentlichkeit sensibel für dieses Thema zu machen und um innovative Lösungsansätze zu fördern, hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und der KfW-Bankengruppe das Modellvorhaben „Niedrigenergiehaus im Bestand“ ins Leben gerufen. Dieses hat als Ziel, anhand von Modellprojekten die wirtschaftliche und technische Machbarkeit einer hoch effizienten energetischen Sanierung von Altbauten aufzuzeigen und zur Nachahmung anzuregen. Neben der energetischen Verbesserung der Gebäude wird auch Wert auf die architektonische Qualität und die Beteiligung der Mieter am Sanierungsprozess gelegt.
Reduzierung des Heizwärmebedarfs
Einen besonderen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele und auch der Energiewende leistet die wbg Nürnberg mit der Sanierung des Mehrfamilienhauses in der Schultheißallee 34-38. Die Gebäude wurden 1964 errichtet und umfassen 54 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von rund 3 200 m². Die Anwesen werden alle mit Fernwärme beheizt.
Durch das fachgerechte und energieoptimierte Sanieren in bewohntem Zustand und durch den Einsatz moderner Anlagentechnik wird der Heizwärmebedarf des Gebäudes deutlich reduziert. Aus heutiger Sicht wird von einer Einsparung in Höhe von 0,70 € pro m² Wohnfläche und Monat ausgegangen.
Das Dach wurde mit einer starken Wärmedämmung ausgestattet und die Außenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem mit einer Stärke von 24 cm gedämmt. Die Kellerdecke erhielt eine unterseitige Dämmung. Die alten Fenster wurden gegen hochwärmedämmende Fenster mit Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung ausgetauscht.
„Die derzeit durchgeführten Sanierungsmaßnahmen werden zu einer Reduktion der klimarelevanten CO2-Emissionen von ca. 119 Tonnen pro Jahr führen. Die Einsparung bei der Endenergie beträgt pro Jahr rund 510 000 kWh“, freut sich wbg-Geschäftsführer Frank Thyroff anlässlich eines Mieterfestes nach Abschluss der Arbeiten.
Neue, größere Balkone
Im Zuge der Arbeiten wurden die vorhandenen Balkone demontiert und durch eine größere Balkonanlage ersetzt. Die Warmwasserversorgung wurde größtenteils von Einzelgeräten auf Zentralversorgung mit Speicherladesystem und Solarpuffer umgestellt. Zur Thermischen Unterstützung der neuen Warmwasserbereitung wurden effektive und umweltfreundliche Sonnenkollektoren auf dem Dach montiert.
Als Motivation zur Einsparung von Wasser wurden in jede Wohnung Wasserzähler eingebaut. So kann künftig der Wasserverbrauch direkt abgerechnet werden und dem Mieter werden so Anreize zur Einsparung von Wasser gegeben.
Auf der Dachfläche wurden geräuscharme und energieeffiziente Abluft-Ventilatoren montiert. Damit wird über die bestehenden Lüftungsschächte eine geringe Luftmenge aus der Wohnung dauerhaft abgesaugt. Die Luftnachströmung wird über die Fensterelemente und Nachströmgitter in den Innentüren gewährleistet.
Durch den Einbau einer Gegensprechanlage wurde die Sicherheit der Bewohner deutlich erhöht. Auch wurde die Aufzugtechnik komplett ausgetauscht.
Die Gesamtkosten dieses Projektes belaufen sich auf mehr als 2,6 Mio. €. Die Arbeiten wurden von April bis November 2011 durchgeführt. Die Planung und Durchführung lag in den Händen des Architekten Mario Bodem, Büro ing+arch, Nürnberg.