Mono­pol491

Die WBG Urbanes Wohnen St. Jobst GmbH beabsichtigt die Neubebauung des ehemaligen Branntweinareals an der Äußeren Sulzbacher Straße in Nürnberg, das jetzt den Namen MONOPOL491 trägt, mit Mietwohnungen. >> Hier finden Sie alle Informationen zum gesamten Projekt.

Für die freifinanzierten Wohneinheiten (Bauabschnitte 4, 5 & 6) fand Ende 2020/ Anfang 2021 ein Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil statt. Die Preisgerichtssitzung erfolgte am 6. März 2021.

Der Wettbewerb sollte Lösungsvorschläge zur Bebauung eines Teilbereichs des Branntweinareals mit wirtschaftlichem und qualitätsvollen Geschosswohnungsbau für frei finanzierte Mietwohnungen sowie einer Tiefgarage bringen.

Wettbewerbsgegenstand war die Planung eines Wohnhochhauses mit Gewerbe und einer Kindertageseinrichtung. Im Ideenteil sollte die städtebauliche Struktur der Wohnbauten weiterentwickelt sowie ein exemplarischer Wohnbaustein ausgearbeitet werden. Die Einbeziehung des vorhandenen Rahmenplans in die Planung war ein wichtiger Aspekt des Wettbewerbs.

Das gesamte Planungsgebiet hat eine Größe von ca. 12.500 m2. Der Wettbewerb wurde ausgelobt und durchgeführt als nicht offener hochbaulicher Realisierungswettbewerb mit einem städtebaulichen und einem hochbaulichen Ideenteil mit maximal 15 eingeladenen Teilnehmern. Davon haben 14 teilgenommen, deren Ergebnisse Sie im Folgenden sehen.

Wettbewerb betreuendes Büro: mt2 ARCHITEKTEN I STADTPLANER Partnerschaft mbB, BDA, Susanne Senf + Martin Kühnl, Emilienstraße 1, 90489 Nürnberg

Die Verfasser*innen entwickeln geschickt die städtebaulichen Vorgaben aus dem Rahmenplan weiter. Eingänge markieren richtiger Weise den ost-west-verlaufenden Erschließungsweg. Von dort wird eine mittige Erschließung mit einem Doppeltreppenhaus (zwei Fluchtwege) nach Süden zu einer Gemeinschaftszone durchgesteckt. Dies ermöglicht eine gute interne Belichtung und hält die angenehm proportionierten polygonalen Höfe von Feuerwehrzufahrten frei. Positiv hervorzuheben ist zudem deren Belebung durch den südlichen lärmschützenden Abschluss mit Balkonen. Einfache Grundrisslösungen arrondieren das Lärmschutzkonzept, Pufferräume sind möglich.

Die Gewerbeeinheiten und die Kita liegen gut, wobei die Flächen der Kita tendenziell etwas zu klein sind. Die ostorientierten Balkone können die Freiflächen von den kalten Fallwinden des Wohnhochhauses zumindest im Ansatz schützen.

Das Mobilitätskonzept ist nachgewiesen, bedient sich aber teilweise von Flächen außerhalb des Wettbewerbsgebietes. Fahrradstellplätze und Müll liegen bis auf beim Wohnhochhaus praktikabel und gut integriert am Hauseingang.

Die grünen Höfe und die Option auf eine grüne Dachterrasse auf dem Wohnturm versprechen neben den internen gemeinschaftlichen Erschließungsräumen der sechsgeschossigen Wohnbausteine ein attraktives versiegelungsarmes Wohnumfeld.

as Wohnhochhaus ist gut proportioniert und weist mit seiner leicht asymmetrischen Stellung auf die Umlenkung des Thumenberger Weges hin. Auch von Süden liegt der Hochpunkt richtig. Die wohlproportionierten Baukörper werden über eine feine Profilierung unprätentiös gegliedert und versprechen so eine zeitlose elegante Anmutung.

Die Grundrisse sind in ihrer Struktur klar aufgebaut, entsprechen aber vom Wohnungsmix nicht ganz den Vorgaben, sind dafür insbesondere beim Wohnhochhaus ausgesprochen effektiv. Mängel bei den Fluchtwegen sind hier – wie auch bei allen anderen Arbeiten – zu bemerken, auch der Brandüberschlag scheint noch nicht ganz abgestimmt zu sein.

Mit Vorschlägen zur Hybridbauweise aus mehreren Konstruktionsmaterialien liefern die Verfasser*innen einen wertvollen Vorschlag zur Nachhaltigkeit. Dies vor allem auch, weil der Vorschlag nicht nur die Fassaden, sondern auch die Geschossdecken betrifft.

Die Kenndaten sind ausgewogen. Die Tragstruktur erscheint ohne große Komplikationen möglich zu sein. Insgesamt greift der Entwurf das Wesen des städtebaulichen Rahmenplanes auf, kann hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit überzeugen und scheint wirtschaftlich in Erstellung und Unterhalt zu sein. Die Überführung in eine architektonische Struktur ist vielversprechend.

Die Arbeit orientiert sich nahe am vorgegebenen Rahmenplan und interpretiert diesen intelligent und in einer erfrischenden Selbstverständlichkeit.

Das 16-geschossige Hochhaus ist stadträumlich richtig positioniert und gut proportioniert. Architektonisch wird es als eingenständiger, polygonaler Baukörper freigestellt und vermag dadurch Kraft zu entfalten, ohne durch seine Höhenentwicklung und Baumasse unmaßgeblich oder gar bedrohlich zu wirken. Die fast ausschließliche Orientierung der Wohnungen nach Süden zur Bahnlinie wirft bezüglich des Lärmschutzes Fragen auf. Die vorgeschlagenen Glasschiebeelemente an dem vorgestellten Balkonregal könnten allerdings ein guter Lösungsansatz, auch in gestalterischer Hinsicht, sein.

Die Wohnungen in den restlichen, ebenfalls polygonal gestalteten Baukörpern von einheitlicher Höhe, sind überwiegend zu zwei Himmelsrichtungen orientiert und mit planerisch gut integrierten Balkonen bzw. Loggien in ausreichender Größe ausgestattet.

Die Grundrisse sind durchdacht, die Treppenhäuser und Erschließungsflure erhalten erfreulicherweise überwiegend Tageslicht. Nur die Wegeführung ist teilweise etwas unübersichtlich, die Barrierefreiheit noch nicht durchgehend gegeben. Die Tiefgaragenrampe dürfte etwas zu kurz geraten sein. Außer einer Bestückung mit Photovoltaikelementen auf einer extensiven Begrünung gibt es für die Dachflächen nur sehr untergeordnete weitere Nutzungsangebote.

Besondere oder innovative Angebote bezüglich Klimaschutz und Energieeinsparung sind nicht erkennbar. Die vorgeschlagene konventionelle Stahlbetonskelettbauweise lässt eine wirtschaftliche Realisierung des Projektes erwarten.

Insgesamt vermag der Entwurf durch seine Unaufgeregtheit und Eleganz zu überzeugen und stellt einen sehr guten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.

Die Arbeit greift das städtebauliche Rahmenkonzept auf. Das Wohnhochhaus wird dominant in die Sichtachse von der Sulzbacher Straße gestellt.

Positiv gewertet werden auch die Anordnung sowie die Proportionen der Wohnbausteine und der Höfe zwischen den Gebäuden. Das Angebot des begrünten Boulevards auf dem Dach der Lärmschutzbebauung verbindet die einzelnen Gebäude und kann als Begegnungszone dienen.
Leider wird der Boulevard nur über die Treppenhäuser der Gebäude erreicht.

Durch die Erschließung der Wohnbausteine über die Höfe und die erforderlichen Flächen für die Feuerwehr wegen des fehlenden zweiten baulichen Rettungsweges werden die wünschenswerte Begrünung der Höfe und die Qualität einiger Erdgeschosswohnungen eingeschränkt.

Das Wohnungsgemenge entspricht weitgehend den Vorstellungen des Auslobers. Im Hochhaus wird eine überdurchschnittlich große Gewerbefläche angeboten. Die Kitafläche liegt ebenfalls über der des vorgegebenen Raumprogramms.

Insgesamt wird bei der Konzeption der Grundrisse auf die Anforderungen aus der Lärmbelastung durch die Bahn reagiert. Allerdings ist nicht erkennbar, wie die Aufenthaltsqualität der Freisitze und Loggien erreicht werden soll.

Die Arbeit liegt bei den Kennwerten im mittleren Bereich. Sie lässt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Die Freianlagenplanung ermöglicht gut nutzbare Grünflächen. Leider wird durch das Schließen der Lücke zwischen dem Hochhaus und dem östlichen Wohnbaustein der Kaltluftaustausch unterbrochen.

Das Energiekonzept und insbesondere die Überlegungen zur CO2 Neutralität sind begrüßenswert.
Fraglich ist, ob die Vorschläge zur Fassade – auch bei Verwendung von Recyclingmaterialien – nachhaltig sind. Insbesondere erscheinen sie modisch.

Architektur und Städtebau: Die Typologie des städtebaulichen Rahmenplans wird übernommen, Konturen werden nicht überall eingehalten. Die Baukörper werden im rechten Winkel konstruiert, dadurch wird das Potential des Rahmenplans mit den sich nach Norden öffnenden Eingangshöfen verspielt.

Entsprechend der Grundrissgeometrie wird auch das Hochhaus als klar lesbare und klar konstruierte Skulptur im Baukastensystem mit strengem rechtwinkligen Raster entworfen. Als besonders architektonisches Merkmal wird im 6.OG auf Höhe der Dachterrassen eine Zäsur mit Sondernutzungen als sogenanntes „Geschenk“ angeordnet.

Die Fassade soll mit mehreren Elementen im Setzkastenprinzip sehr differenziert und signifikant gestaltet werden. Mit den horizontalen und vertikalen Elementen einer zweiten, umlaufenden Fassadenschicht wird die Fassade im größeren Maßstab mehrgeschossig gegliedert. Es gelingt jedoch nicht dem Hochhaus die gewünschte Eleganz zu verleihen.

Grundrissqualität und Realisierbarkeit: Grundsätzlich sind die Grundrissstrukturen des Wohnbausteins und des Hochhauses gut überlegt, und klar strukturiert. Alle Wohnungen werden mindestens von Osten oder Westen belichtet. Teilweise werden funktionale Mängel in der Möblierbarkeit festgestellt. Die Erschließung der drei Funktionsbereiche im Wohnhochhaus wird über die Plaza übersichtlich gelöst.

Besonders hervorzuheben ist die gelungene Eingangssituation und Erschließung der Wohnbausteine. Über den auf Straßenniveau gelegenen Mehrzweckraum im Eingangsbereich erfolgt der Zugang zum eigentlichen Treppenraum im Hochparterre. Das Angebot von zwei Treppenräumen im 7-Spänner erspart die sonst notwendigen FW-Zufahrten in den Zwischenräumen.

Die in der Lärmschutzbebauung angeordneten Wohnungsgrundrisse (4-Zi. Wohnungen werden in Frage gestellt. Die im Modell suggerierte Transparenz ist im Grundriss nicht nachvollziehbar. Die orthogonale Bauwerksstruktur lässt eine gute Realisierbarkeit der Tiefgarage erwarten. Die Kellergeschosse der Wohnbausteine liegen im Souterrain.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Besonders hervorzuheben sind die von Gebäudeerschließung und FW-Flächen freigehaltenen Höfe zwischen den Gebäuden. In Verbindung mit dem Souterrain wird eine mind. 1m starke Substratüberdeckung der unterbauten Flächen gewährleistet.

In diesen Flächen wird das Potential für intensive Grünflächen voll ausgenutzt. Das zusätzliche Angebot an extensiver Dachbegrünung und Fassadenbegrünungen, teils in Pflanztrögen des Fassadensetzkastens wird begrüßt. Die Rankgerüste und die PV Elemente der Balkonbrüstungen werden aus Sicht des Brandschutzes kritisch bewertet.

Der Verfasser bleibt mit seinem städtebaulichen Vorschlag sowohl im Realisierungsteil als auch im Ideenteil sehr nahe an der Rahmenplanung. Das Wohnhochhaus mit seinen 18 Geschossen bleibt in der ursprünglich geplanten Flucht des Rahmenplanes und fügt sich auch mit seiner dargestellten Fassadenproportion zunächst in das Umfeld ein.

Das Wohnhochhaus wird richtig von der nördlichen Seite erschlossen und bietet einen übersichtlichen Vorbereich für die Zugänge Wohnen und KiTa. Die Gewerbe-Einheiten sind über zwei Geschosse gut verteilt und sowohl von außen als auch über den Foyerbereich zugänglich.

Die unteren Wohnebenen werden bis zur 6. Etage um einen offenen Atriumbereich mit einem kompakten Erschließungskern gut organisiert. Der kompakte Erschließungskern wird bis zum 18. Geschoss durchgeführt. Die Vorgaben der Gemenge wie auch die einzelnen Wohnungsgroßen entsprechen weitgehend den Vorgaben, wenige Überschreitungen sind dennoch anzumerken. Die Angebote von Balkonen und Loggien sind in den Ansichten und den Grundrissen widersprüchlich dargestellt bzw. fehlen in den unteren Grundrissen. Auch ist die pixelartig, plastische Anordnung der Erker/Loggien mit Ihrer Materialität in den Fassadenansichten nicht überzeugend. Gerade auch in Verbindung mit dem Baukörpervolumen des Ideenteils.

Die Lage der Tiefgaragenzufahrt kann zu Kollisionen mit dem ruhenden und dem Fußgängerverkehr
führen. Die Wohnbausteine des Städtebaus umschließen den Erschließungsbereich der Wohnungen mittels Innenhöfe. Die Organisation der Wohnungen erfolgt über einen Laubengang, der in seiner Proportion eine gute räumliche Proportion erwarten lässt. Die Anordnung der Treppenanlage zur Bahn ist gut gelöst. Die Ausbildung der Zwischenbauten zu wertigen Außenbereichen auf Wohnungsebene überzeugen. Die Zwischenbauten erhalten somit eine echte Funktion, die auch mit Grünelementen weitere Qualität erhalten können.

Die Hochparterre Situation ist grundsätzlich richtig, führt allerdings im Sockelbereich zu schwierigen Fassadenanmutungen. Auch wird auf Grund des Fehlens eines zweiten baulichen Rettungsweges (somit nötige Feuerwehrzufahrt) die Qualität der Innenhöfe geschwächt. Die vorgeschlagene Bauweise als Stahlbetonkonstruktion mit vorgehängten Faserzementplatten lässt grundsätzlich eine wirtschaftliche Errichtung erwarten. Erker und Loggien als Betonfertigteil und Trapezblech sind gut herzustellen. Allerdings fehlen Ansätze für eine nachhaltigen Einsatz von alternativen Baustoffen.

Die stadtklimatischen und stadtökologischen Herausforderungen konnte nicht in allen Teilen überzeugen. Die Anforderungen durch den starke Schalleintrag ist in der Gestaltung der Wohngrundrisse gut gelöst.

Bermüller + Niemeyer Architekturwerkstatt GmbH, Nürnberg und Lorenz Landschaftsarchitekt Stadtplaner, Nürnberg


Hübsch Harlé Architekten + Stadtplaner, Fürth


Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten + Stadtplaner PartGmbH, Nürnberg


a+r Architekten GmbH, Stuttgart/ Ostfildern


Schellenberg + Bäumler Architekten GmbH, Dresden

Caramel architekten zt- GmbH - DI Günter Katherl, Wien und YEWO Landscapes GmbH, Wien


zanderrotharchitekten GmbH, Berlin und friedburg & co gesellschaft für landschaftsarchitektur mbh, Berlin


feld72 Architekten ZT GmbH, Wien und Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg


Blauraum Architekten GmbH, Hamburg